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Förderung von Teilhabe, Begegnung und Nachbarschaft von Menschen mit einem Assistenzbedarf in Stockhausen und der Region Vogelsberg
Das Projekt in aller Kürze
Im Rahmen unseres inklusiven Wohnprojektes für Menschen mit Behinderungen sollen Nachbarschaft und ein Miteinander im Dorf nachhaltig entwickelt und gestärkt werden.
In Stockhausen, einer kleinen Gemeinde im Vogelsberg leben viele Menschen mit Behinderung. Sie fühlen sich in der naturnahen Umgebung sehr wohl. Stockhausen hat ein engagiertes Dorfleben, an dem die Teilnahme von Menschen mit Behinderungen weiter verbessert und normalisiert werden kann.
Die Teilhabe der Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben außerhalb institutioneller Einrichtungen, ist gleichbedeutend mit der Teilhabe derjenigen Menschen “ohne“ Behinderung an den besonderen Lebensumständen der Menschen mit Behinderungen.
Die assistierte "Eroberung" von Begegnungsorten eröffnet die Möglichkeit des Miteinanders im Sozialraum (Sportvereine, VHS, Treffpunkte und Lokale, ...). Beziehungspflege und ein wertschätzender, sozialer Umgang sind für alle Beteiligten von großer Bedeutung, und dienen als kulturelle Aufgabe dem Abbau von Barrieren.
Das Anbahnen von Begegnungen braucht Orte und Anlässe sich zu treffen. Gemeinsame Freizeitangebote, sowie kulturelle, hauswirtschaftliche und handwerkliche Kurse als Ergänzung örtlicher und regionaler Angebote, helfen Vorurteile und Berührungsängste abzubauen.
Das Angebot öffentlicher Verkehrsmittel muss ausgebaut, beziehungsweise ergänzt werden. Die Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln (ÖPNV) und die Orientierungsfähigkeit in der Region, auch städtischer Räume in der Nähe, eröffnen Bewegungsfreiheit und Grenzerweiterungen in einer selbstbestimmten Lebenswelt. Da, wo dies nur schwer, zum Teil mangels öffentlicher Angebote gar nicht erreicht werden kann, müssen alternative Konzepte (Bürgerbus, regelmäßige Fahrgemeinschaften) initiiert und aufgebaut werden. Menschen mit Behinderungen, die gerne im ländlichen Raum leben wollen, sind im besonderen Maße von einer sinnvollen Infrastruktur des ÖPNV abhängig. Um sich ihre besondere Vogelsberger Landschaft erschließen zu können, braucht es ebenfalls ausgewiesene, barrierefreie Wanderwege.
Stockhausen und die Region
Stockhausen ist ein kleines Dorf am Rande des Vogelsberges mit knapp 1.000 Einwohnern und einer halbwegs intakten Infrastruktur. In 10 km Entfernung gibt es die Kreisstadt Lauterbach mit ihren Angeboten. Die nächstgrößere Stadt ist Fulda in 25 km Entfernung. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind beide Städte nur sehr umständlich und zeitlich sehr begrenzt zu erreichen. Für Menschen mit Behinderung sind dies Hürden, die erstmal nicht selbständig überwunden werden können.
Hier müssen Fahrangebote entwickelt werden, die organisatorisch und zeitlich von den Menschen sinnvoll genutzt werden können. Im Übrigen ist dies kein Thema, was lediglich Menschen mit Behinderungen trifft.
Erreichbare inklusive Freizeitangebote, die, sozusagen das Eintauchen in den Sozialraum unterstützen, gibt es nur sehr wenige.
Die nähere Region um Stockhausen lädt mit vielen Wegen und reizvoller Landschaft zum Wandern ein. Allerdings sind die Wege ohne Beschilderung und für Menschen mit eingeschränkter Orientierung nur schwer zu erschließen.
An nachbarschaftlichem Engagement orientierte, inklusive Wohnprojekte (Menschen mit und ohne Behinderungen), sind in der Gemeinde und im näheren Umfeld ebenfalls nicht bekannt. Gleichzeitig gibt es eine Bedarfsentwicklung nach genau solchen Angeboten. Vorhandene institutionelle und gesellschaftliche Barrieren, müssen dahingehend abgebaut werden, damit ein selbstbestimmtes Leben und eine gesellschaftliche Teilhabe aller miteinander möglich werden kann.
Einbindung in den Sozialraum
Im ländlichen Raum ist die notwendige Mobilität eine ernste Herausforderung. Die für eine zufriedenstellende Lebensführung notwendigen Orte (Einkauf, medizinische Versorgung, Veranstaltungen, ...) sind ohne eigenes Fahrzeug zum Teil sehr schwer erreichbar. Es ist aber gleichzeitig ein Problem, welches nicht speziell nur Menschen mit Assistenzbedarf betrifft. Lösungen können/müssen hier schon einen inklusiven Ansatz haben - auch aus einer ökologischen Haltung heraus. Es müssen vorhandene Angebote des ÖPNV gemeinsam mit den Menschen mit Assistenzbedarf und den örtlichen Bedarfen erkundet, verstanden und danach nachhaltig angewendet werden können. Eventuell müssen, in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden, Angebote an die sich entwickelnden Bedarfe angepasst werden (Anruftaxi). Alternative Mobilitätsangebote müssen gesucht und initiiert werden wie etwa ehrenamtliche Fahrdienste oder Bürgerbusse.
Die Mobilität im öffentlichen Raum, zumal in einer größeren Stadt, ist eine weitere Notwendigkeit möglichst unabhängiger Freizeitgestaltung. Dazu werden entsprechende Orientierungs- und Mobilitätstrainings angeboten, die stufenweise die notwendige Sicherheit vermitteln.
Barrierefreie Wanderwege mit einfacher und verständlicher Beschilderung sollen die Möglichkeit eröffnen, dass sich Menschen ihre Landschaft erschließen können.
Die Erkundung von Freizeitangeboten soll gefördert werden, und die Menschen ermutigt werden, bestehende Angebote wahrzunehmen (Sportvereine, kulturelle Veranstaltungen, Kursangebote, örtliche Treffpunkte, ...). Ergänzende Angebote sollen entwickelt werden.
Gute Sozialraumarbeit bedeutet, Menschen, deren gegenseitige Wahrnehmung zum Beispiel durch Isolierung einer Gruppe in speziellen Einrichtungen verhindert wurde, auf die Teilhabe an einem gemeinsamen Sozialraum vorzubereiten. Der soziale Umgang, die Pflege von Beziehungen, Vertrauen, Respekt und Verlässlichkeit sind kulturelle Voraussetzungen, die im Rahmen der Teilhabe geübt und gepflegt werden müssen - von allen Beteiligten.
Gemeinsam Kochen und Essen ist seit jeher ein kultureller Akt sozialer Zusammengehörigkeit. Einige bestehende Angebote der Nachbarschaft am Weinberg sollen auch anderen Interessierten offenstehen. Neue Kurse können die Angebote ergänzen. Auch dadurch soll ein nachbarschaftliches und dörfliches Zusammenleben angebahnt und gefördert werden.
Ziele, wie sie von Menschen mit Behinderung formuliert wurden
Ich möchte Orte in der Gemeinde haben, an denen ich mich mit anderen Menschen treffen kann, zum Feiern, zum Lernen, zum Genießen - aber bitte keine Veranstaltungen, die ausschließlich für Menschen mit Behinderungen angeboten werden.
Ich möchte mich mit anderen Menschen treffen, Freunde finden und mit ihnen umgehen können – mich ihnen gegenüber gut verhalten können.
Ich möchte Freizeitangebote finden, die mich interessieren, und diese belegen können.
Ich lebe auf dem Land und finde das schön. Ich möchte Wanderungen auch ohne Begleitung unternehmen können. Dazu brauche ich begehbare und gut ausgeschilderte Wege, die ich verstehen kann.
Ich möchte weitere Kenntnisse und Fertigkeiten in gemeinsamen Kursen mit anderen erlangen, die mir eine zufriedene Lebensführung in meinem eigenen Haushalt ermöglichen. Ich möchte auch Interessen und Hobbys mit anderen pflegen.
Ich brauche Fahrangebote, die mich an andere Orte bringen, wo ich Einkaufen kann, meinen Arzt besuchen kann, oder ins Café gehen kann.
Ich möchte mich auch in Städten wie Lauterbach und Fulda bewegen und orientieren können, vielleicht auch noch in einer anderen Stadt.
Der Lauterbacher Anzeiger berichtete am 11. Mai 2022 erstmals über unser Sozialraum-Projekt.